Tischlerauszubildende geben Gesellenstücke ab

Michael Voltmann, Daniel Bethlehem und Matthias Simonsmeier (v.li.) bildeten eine Bewertungsgruppe und schauen sich gerade das selbst gebaute Schlagzeug sowie ein Sofa genauer an. Über die breite Vielfalt der Arbeiten, die leider in diesem Jahr keine große Plattform bekommen, waren die 12 Prüfer begeistert. (Bild: Waltraud Leskovsek)

Ausstellung und Wettbewerb "Gute Form" fallen aus. In diesem Frühjahr ist einfach alles anders.

Das spüren gerade auch die angehenden Tischlergesellinnen und Gesellen, die derzeit ihre praktische Arbeit in Form der Gesellenstücke zur Bewertung abgegeben haben. Normalerweise werden sie zu einer schönen Ausstellung drapiert und zwei Tage für die interessierte Öffentlichkeit präsentiert. Das kann wegen der Corona-Vorschriften nicht stattfinden. In einer Halle, die die Firma Baumhüter an der Ringstraße in Rheda-Wiedenbrück freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat, wurden die 50 Gesellenstücke vom Prüfungsausschuss der Tischler-Innung Gütersloh nach Ausführung, Maß- und Passgenauigkeit, Verarbeitung, Materialwahl und Gestaltung bewertet. Danach werden sie wieder stillschweigend abgeholt, ohne dass sie für viele Menschen zu sehen waren. „Das ist schon echt schade, weil gerade diese praktischen Arbeiten, die es in kaum noch einem Handwerksberuf gibt, oft der ganze Stolz der Auszubildenden ist und sie sich dafür immer ein wenig feiern lassen können“, erzählt der Leiter des überbetrieblichen Tischlerbildungszentrums, Udo Schwedes. Lediglich in einer kleinen Broschüre werden die Stücke einzeln mit Fotos aufgeführt. Dieses Begleitheft zur praktischen Prüfung gestalteten die Berufschullehrer vom Reckenberg-Berufskolleg. Die Teilnehmer sowie auch weitere Interessierte können diese Broschüre bei Interesse gegen eine Schutzgebühr bekommen.

Begeistert war der Prüfungsausschuss aber von der tollen Auswahl der diesjährigen Arbeiten. „Schön ist, dass es auch mal ganz neue Möbel gibt wie ein Schlagzeug oder ein Sofa“, so Schwedes. Schreibtische, Betten, Hängeboards, Tische, Kommoden und Barschränke bestimmten das weitere Erscheinungsbild der Arbeiten. Eiche kombiniert mit Lackoberflächen in weiß sind nach wie vor der Renner. Aber auch Möbel aus Eschenholz und Nussbaum sowie Zusatzmaterialien wie Glas, Metall und Linoleum waren ebenfalls zu sehen.

Was alle sehr schade finden ist die Tatsache, dass es den beliebten Wettbewerb „Die Gute Form“ der Tischler-Innung in diesem Jahr nicht geben wird. Bei dieser zusätzlichen Bewertung schaut sich eine Gruppe Fachkundiger sowie auch einiger Laien die Arbeiten aus Sicht von Design und Funktionalität an. Dafür werden drei erste Preise sowie zehn Belobigungen ausgelobt. Die Arbeiten wurden in den vergangenen Jahren traditionell in einem Bankhaus für einige Wochen ausgestellt. Da die Abstandsvorschriften nicht eingehalten werden konnten, hatte die Innung mit ihrem Obermeister Jürgen Soetebier entschieden, den Wettbewerb in 2020 auszusetzen. Jetzt wird gerade geplant, ob man im Herbst eine kleine Verabschiedungsfeier nachholen kann. Denn die Innung ist stolz auf ihre guten Auszubildenden, die nach ihrer Prüfung als gut ausgebildete Tischler dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, beziehungsweise sich direkt durch ein Studium weiterbilden. „Das wollen wir durch eine spätere Feier noch einmal deutlich machen“, so Schwedes.