Klöntür trifft auf Kickertisch / Gesellenstücke der Tischler werden bewertet. Wieder ohne Öffentlichkeit!

Foto: Diesen interessanten Couchtisch aus einer Urbohle in Nussbaum mit Einzinkungen fertigte Florian Meerkamp.

Ein bisschen so wie aus früheren Zeiten hat der angehende Tischlergeselle Tobias Meyer aus Versmold seine Haustür konstruiert. Er hat sich bei der Gestaltung an die sogenannte „Klöntür“ angelehnt, bei der der obere Teil aufgeklappt werden kann um mit dem Besucher zu klönen und ihn nicht unbedingt hereinbitten muss. Seine massive Eichenhaustür mit den beiden Flügelfenstern ist jedoch in der Gestaltung modern. Meyer ist einer von knapp 60 Tischlerauszubildenden, die gestern ihre Gesellenstücke in einer der Baumhüter Hallen an der Ringstraße in Rheda-Wiedenbrück zur Bewertung aufgebaut haben.

Bereits zum zweiten Mal in Folge müssen die jungen Handwerker auf ihren „großen Bahnhof“ mit Besuch der Öffentlichkeit verzichten. Aufgrund der Pandemie darf es wieder keine Ausstellung geben, wo sich nicht nur die angehenden Gesellinnen und Gesellen untereinander, sondern vielmehr auch die interessierte Öffentlichkeit ein Bild von dem kreativen Beruf und den Arbeiten machen kann.

Tischlerbildungszentrumsleiter Udo Schwedes findet das sehr schade. „Es ist auch immer ein guter Moment für Schüler, die sich nicht sicher sind, ob der Tischlerberuf etwas für sie ist“, erklärt er. Da hätten in der Vergangenheit viele ein lockeres Gespräch mit den Prüflingen führen können. Begeistert war er wieder von der Kreativität und dem hohen handwerklichen Niveau seiner Schützlinge. Dabei sind wieder neben der Haustür ein Kicker, Betten, Tischvariationen sowie High-Tech-Anrichten. Neben dunklen Hölzern wie Eiche und Nussbaum sind auch in diesem Jahr wieder spannende Oberflächentechniken wie Betonoptik zu sehen.

Die knapp 60 Arbeiten werden in den nächsten Tagen vom Gesellenprüfungsausschuss auf Herz und Nieren geprüft und bewertet. Dabei wird schaut, ob die Maße eingehalten wurden, ob Verbindungen sauber sind, Schubkästen laufen, wie die Oberfläche gelungen ist, ob die Holzauswahl passt und vieles mehr. Auch einem Fachgespräch müssen sich angehenden Tischlerinnen und Tischler unterziehen. Am Samstagvormittag kommt zudem die Jury für den Wettbewerb „Die gute Form“ zusammen und schaut sich die Arbeiten aus dem Blickwinkel der Gestaltung an. Eine Gruppe aus Fachkundigen, Architekten und Gestaltern sowie ein Vertreter der Volksbank gehören dazu. Sie schauen nach Funktionalität, Design, Gestaltungsformen, Farbgestaltung und Auswahl der Materialien. Die prämierten Arbeiten werden dann wahrscheinlich Ende Juni für einige Zeit in der Volksbank in Gütersloh zur Besichtigung ausgestellt werden. 


(Foto: Tobias Meyer aus Versmold von der Tischlerei Gronau baut gerade seine Holzhaustür mit Fensterflügeln zum Klönen auf. Der neue Obermeister Frank Grimm schaut neugierig durch das Fenster. Auch er war von der Kreativität der jungen Handwerker begeistert.)