„Es ist der letzte offizielle Termin des Jahres und für uns einer der schönsten,“ sagte Frank Grimm, Obermeister der Tischler-Innung Gütersloh, während er sich im Rahmen der Bestenehrung im Tischlerbildungszentrum den vier Besten des Abschlussjahrganges 2023 widmete. „Ihr habt abgeliefert! Wir sind eine große Innung und ihr seid die vier Besten aus rund 70 Prüflingen. Das ist etwas ganz Besonderes.“ Die Freude stand ihm und allen anderen an der Ausbildung Beteiligten ins Gesicht geschrieben. Dafür hatten sie allen Grund: Die Tischler-Innung Gütersloh entpuppte sich dieses Jahr als wahre Talente-Schmiede. Wobei die Absolventinnen und Absolventen das notwendige Talent von Beginn an im Gepäck hatten und gemeinsam mit ihren Ausbildern weiter an ihrem Potenzial feilten.
Zwei Wettbewerbe liegen der Bestenehrung zu Grunde. Zum einen der Gestaltungswettbewerb „Die Gute Form“, bei dem das Gesellenstück von einer Jury unter Design-Aspekten bewertet wird. Zum anderen der Leistungswettbewerb auf Kammerebene, bei dem der Prüfungsausschuss die Arbeitsprobe der Gesellenprüfung auf Herz und Nieren prüft. In diesem Jahr sind darunter Auszubildende, die darüber hinaus weitere Auszeichnungen erhielten.
„Die Gute Form“ gewann Hanna Lou Wohlfahrt von Lignatus – Die Wohnmanufaktur mit ihrem grünen Lowboard. Damit sicherte sie sich die Teilnahme an dem Gestaltungswettbewerb auf Landesebene. Den zweiten Platz belegte Abdulrahman Albaba, Tischlerei Martinschledde, mit seiner kolossalen Haustür mit Transpondersystem, während Joshua Rees, Tischlerei Voltmann, es mit seinem eleganten, schwarzen Sideboard auf den dritten Platz schaffte. Diesen teilte er sich mit Noah Weigert von der Tischlerei Grimm, der einen Barschrank baute.
Unter den Kammersiegern im Leistungswettbewerb findet sich Lasse Kalthoff, Tischlerei Stefan Steinkämper, als Erstplatzierter wieder. Es folgen Hanna Lou Wohlfahrt als Zweite und Joshua Rees als Dritter.
Darüber hinaus hielt Udo Schwedes, Leiter Tischlerbildungszentrum, für Hanna Lou Wohlfahrt eine Überraschung bereit: „Du bist die Absolventin mit dem besten Gesamtprüfungsergebnis über alle Innungen, somit aller Gewerke im Kreis Gütersloh.“ Dafür überreichte er ihr und Martin Hammelbeck, Geschäftsführer Lignatus – Die Wohnmanufaktur, jeweils eine Auszeichnung für besondere Ausbildungsleistung, die das Versorgungswerk, eine Selbsthilfeeinrichtung des Handwerks, jährlich verleiht.
Eine weitere Glanzleistung erbrachte Lasse Kalthoff, der sich mit dem ersten Platz im Leistungswettbewerb die Teilnahme auf Landesebene sicherte. Auch dort überzeugte er mit seinem zu bauenden Stück und stand auf dem Siegertreppchen ganz oben. Als Erstplatzierter ging seine Reise als bester Nachwuchs-Tischler Nordrhein-Westfalens nach Aachen zu den Deutschen Meisterschaften. Dort lag der dritte Platz für ihn drin. Für den Gewinner eröffnet sich die Chance an den World Skills 2026 in Shanghai, an denen Handwerkerinnen und Handwerker unter 21 Jahren aus verschiedenen Branchen ihr Talent unter Beweis stellen, teilzunehmen. Da sowohl der Erst- als auch Zweitplatzierte bis dahin das Höchstalter überschritten haben werden, greift das Nachrückverfahren. Damit ging das erste Ticket für den Vorentscheid zur Weltmeisterschaft der Berufe an Lasse Kalhoff. Ein weiteres Ticket vergab die Jury als Wildcard. Auch im kommenden Jahr werden wieder zwei Tickets vergeben. Aus diesen vier jungen Talenten wird im Rahmen von Leistungswettbewerben und Arbeitsaufträgen ein Gewinner ermittelt, der das deutsche Tischlerhandwerk 2026 in Shanghai vertreten darf.
Die Gewinner des Wettbewerbes „Gute Form“ erhielten als Geschenk eine Handmaschine, die die Firma GB Meesenburg aus Gütersloh zur Verfügung stellte. Für die weiteren herausragenden Leistungen vergab Frank Grimm im Namen der Tischler-Innung Gütersloh Preisgelder als Anerkennung.
Heiner Rolf-Kiel, Bildungsgangleitung Tischlerinnen und Tischler Reckenberg Berufskolleg, richtete sich während seiner feierlichen Ansprache mit einem Zitat von Johann Wolfgang von Goethe an die Gewinnerin und Gewinner: „Handwerk, das ist Werk der Hand, beseelt vom Herzen, geleitet vom Verstand.“ Ein Dreiklang, der bereits vor über 200 Jahren die Werte des Tischlerhandwerks wiedergab und bis heute nicht an Bedeutung verloren hat.
